Sie machte den Bergbau im Harz erst lukrativ und ist auch heute noch ein beeindruckendes Zeugnis früher Ingenieurskunst: die Oberharzer Wasserwirtschaft – ein weitläufiges System aus Teichen, Gräben und Wasserläufen, das hauptsächlich im 16. bis 19. Jahrhundert entstand. Heutzutage sind die historischen Anlagen ein beliebtes Touristenziel und zählen zum UNESCO-Weltkulturerbe. Vor mehr als 800 Jahren legten Zisterziensermönche im Harz dieses Wasserleitsystem an, um die Wasserkraft für den Bergbau in der Region nutzbar zu machen.
Sämtliche Anlagen, die seit dem Mittelalter bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts im Oberharz von den Bergleuten für die Erzeugung von Wasserkraft durch Antrieb von Wasserrädern gebaut worden sind, bilden die Welterbestätte "Oberharzer Wasserwirtschaft". Diese besteht aus 107 historischen Teichen, Gräben mit einer Gesamtlänge von 310 Kilometern und Wasserläufen mit einer Gesamtlänge von 31 Kilometern.
Wasserwirtschaft oder Wasserregal ("Regal" = Rechte) sorgten dafür, dass der Bergbau im Harz auch in trockeneren Monaten stets über Wasserkraft verfügte. So konnten die Harzer Bergleute bei der Suche nach Buntmetallen und Silber schon am Ende des 17. Jahrhunderts in dahin unerreichbare Tiefen von 300 Meter vorstoßen.
Paradoxerweise dienten die Teiche und Gräben des Wassersystems einst vor allem der Entwässerung der Bergwerke. Die kleinen Wasserläufe trieben Wasserräder an, die wiederum den Pumpen in den Gruben die nötige Energie lieferten. Über Wasserräder wurde zudem das System zum Einfahren in die Gruben betrieben, die "Fahrkunst". Ohne die intensive Nutzung von Wasserenergie hätte sich der Harz vermutlich nicht zu einer der bedeutendsten Bergbauregionen entwickeln könnten. Heute stehen die Anlagen der Oberharzer Wasserwirtschaft unter Denkmalschutz, werden aber teilweise noch zur Trinkwassergewinnung genutzt.